Mittwoch, 5. Januar 2011

Menschen 1 - Sheriffs

Delegation von Aufgaben ist etwas Sinnvolles und Gutes – ja, vor allem, wenn man der ist, der delegiert! Besonders faszinierend sind ja das Ausmaß an Delegation, das manche betreiben und vor allem die unterschiedlichen Delegationskonzeptionen, die in ihrer Zahl so vielfältig sind wie die Verschrumpelungsfalten einer Dörrmarille in einer 400g Trockenfruchtmischung. Neben der zielgerichteten, sinnvollen Delegation gibt es daher auch zahlreiche unangebrachte Versionen selbiger. Folgende Klassiker der uangenehmeren Delegationstypen sollen im Anschluss (am besten durch ihre eigene Denkweise) identifiziert werden:

Typ 1 – Der Schelm: Das ist aber auch wirklich ein herrlicher Genuss! Arbeit gefunden, puuh, die ist aber mühsam, Lust hab ich auch eigentlich keine… was anderes zum tun, naja, hab ich jetzt nicht, aber der da drüben… hi hi ha ha… dem geb ich das jetzt einfach. Meine Taktik: nur eines darfst du lieber haben als dich selbst und das ist das Leid und die Machtlosigkeit der anderen. Na dann mal looos… „Duuuuuuu, [Name eines hilflosen Untergebenen bitte einfügen], hast du Zeiiiit?“ [Anm.: Antwort egal] „Könntest du mir biiiitteee das da abarbeiteeeen? Daaankeeeeeeeee“ hi hi ha ha… das hat mir jetzt mindestens 2 Stunden Arbeit gespart!! Das hab ich gut gemacht. Jetzt kann ich als Belohnung ein bisserl relaaaxen. Ein Kaffee wär auch nicht schlecht und überhaupt: auf Facebook war ich ja auch schon mindestens 25min nicht mehr!

Typ 2 – Angryface: Für mich ist es ganz einfach: Früher war ich der Untergebene und bekam oft mühsame Dinge von oben zugeschanzt und jetzt mache ich es so! Bitte haltet mich nicht für arrogant, wenn ich euch auch in meinem Blick meinen höher gelegenen Rang vermittle und erst recht nicht, wenn ich es euch in meinem Verhalten spüren lasse, dass ich wichtiger bin. Ich sag mir immer: delegieren, delegieren, delegieren. Was gerät mir denn da in die Finger? Na das ist wohl für jemand mit niedrigerem Rang bestimmt. Ich merk zwar, dass alle gerade anderweitig eingeteilt sind und zu tun haben aber: ich brauch das jetzt! Aber direkt sagen möchte ich‘s nicht, sonst sagen die ja, dass sie keine Zeit haben. Deswegen am besten: To Do per Email!! Genau, ich bin genial.

Typ 3 – Der Chaot: Na serwas, mein Schreibtisch schaut aus, a Wahnsinn. Wos isn des für a Zettel? ah, sch…. Des is jez bled, die Deadline homma um 4 Wochen überschritten. Na wort. Do was i wos. Wos woit i jez? Na jez bin i draußen…. AJO! Was scho wieda! I ruaf amoi irgndwen an. „Hello, servas! Host du kuaz Zeit? [Anm.: Antwort auch egal] I brauchat do wos. Kum amoi vorbei und i gibs da! Supa gö. Danke, gö.“ So, des is erledigt. Oba sch…! Wos is des durt eigentlich???

Typ 4 – Madman: schnell schnell schnell schnell schnell schnell tipp tipp klapper klirr schnell schnell schnell. Immer effizient bleiben. Kurzer Uhrencheck. Seit 2,5h in der Arbeit, scho 19 Hakerl auf der To-Do-Liste, ich lieg gut in der Zeit. Jez werd ich noch was delegieren… ungern eigentlich, weil am liebsten mach ich sowieso alles selbst aber… naja, diese paar Punkte sind e unwichtig und gar nicht intellektuell fordernd, das geht scho. „Du, [Name des Opfers einfügen], ich schick da a To-Do-Liste per Mail, bitte allenfalls bis in … wart…. Es sind 12 Punkte, brauchst also…. Naja, sag ma 36 Minuten. Danke!“ schnell schnell Jetzt aber weiter machen. Das Telefonat hat mich 20sek gekostet. schnell schnell klapper To-Do-Liste-wegschicken schnell tipp tipp

Naja, aber: Man kann sie auch liebhaben. Kann. Ja, kann. Wenn man mit dem Gefühl von geringer Wertschätzung gut umgehen kann. Und wenn einem Ignoranz der zeitlichen Verfügbarkeit egal ist. Ja, und man kann, wenn man selber einer davon ist. Delegieren will gelernt sein.

© Eiki